Auf den Flügeln des Schreibens: Das Glücksgefühl Sho-Dor
Es ist die eine Sekunde im Leben. Der Hauch eines Moments, in dem du ahnst, was mit dem Wort Seele gemeint ist. Es ist der Moment, in dem Schreiben zu unbewusst fließender Bewegung wird. Weil die Seele schreibt wie sie fühlt. Nicht was – sondern wie. Wie fühlt es sich an, das Verborgene im Wort? In meiner Kunst wird sichtbar, wie meine Seele fühlt.
Der „Weg des Schreibens“ (Jap.:sho: Schreiben – do: Weg) den ich seit vielen Jahren gehe, ist neben der Malerei in Japan die höchste der Künste. Sho-do ist eine Ausdruckskunst, bei der es allein auf die Kraft des Ausdrucks ankommt. Der Schriftzug muss „sprechen“! Gefallen muss er nicht. Insofern ist Sho-do das Gegenteil westlichen Schreibverständnisses und der Antipode (Gegenspieler) der Kalligrafie (kalli: schön – grafie: schreiben).
Meine Schreibkunst trägt die hiervon abgeleitete Bezeichnung in Kombination mit meinem Namenskürzel: Sho-Dor. Sho-Dor bezeichnet die geschriebene Reduktion. Sho-Dor kann als das lateinisches Pendent des Sho-do bezeichnet werden.
Dr. Reinhard Döhl | schrieb zur Eröffnung der Ausstellung Kei (Okei) Suzuki: SHO: Das westliche Verständnis von „Sho“-Kunst ist mit einigen Irrtümern besetzt. Das wird bereits deutlich, wenn wir hartnäckig „Sho“-Kunst mit Kalligrafie übersetzen. Was in unserem abendländischen Verständnis ja Schönschrift meint. Das ist in der „Sho“-Kunst durchaus anders. Sie zeigt nicht und will nicht unter Beweis stellen. Die Kunstfertigkeit des Schreibers, sie ist vielmehr Ausdruck eines Lebensgefühls, aus dem heraus der Schreiber das oder die Schrift-Zeichen zu gestalten versucht. ( … )